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Walter Christensen

Mit der Minderheit und der Heimat tief verwurzelt: „Wir leben dort, wo andere Urlaub machen!“

Sein Vater hatte zunächst seinen beruflichen Weg vorgegeben. Statt den Familienhof zu übernehmen, machte Walter Christensen sein Hobby zum Beruf. Der handwerklich sehr geschickte Augustenhofer schulte um und führte jahrzehntelang eine Kfz-Werkstatt. Seine Frau Anna und er lernten sich vor rund 55 Jahren in der Tingleffer Nachschule und Volkshochschule kennen und lieben. Das Paar ist ein engagierter Teil der deutschen Minderheit auf Nordalsen.

Augustenhof  Von der Kirche in Norburg (Nordborg) sind es etwa zwei Kilometer zu dem Anwesen von Walter Christensen am Augustenhofvej. Augustenhof liegt küstennah im Norden der Insel Alsen (Als). Nördlich von Norburg steht der Augustenhofer Leuchtturm. Der Strand am Kleinen Belt ist nur einen Steinwurf entfernt von dem markanten gelben Bauwerk. Aufgewachsen auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in Augustenhof, sind Walter Christensen die idyllische Landschaft und besonderen Naturerlebnisse, die er oft mit seiner Kamera festhält, ins Blut übergegangen. Das Gespräch mit dem 75-Jährigen führen wir Anfang Mai 2023 in seinem Zuhause.

Augustenhof, die kleine Ortschaft vor den Toren Norburgs, liegt naturschön im nördlichen Teil der Ostseeinsel.

Foto: Karin Riggelsen

Gut im Doppelpack: „Anna ist mein erstes Gehirn“

Das Ziel des Interviews ist es, mehr zu erfahren über das Leben und Wirken des Augustenhofers in und mit der deutschen Minderheit in Nordschleswig. Seine Frau Anna Christensen spielt seit über 55 Jahren eine entscheidende Rolle. „Wir sind gut im Doppelpack“, sagt Anna Christensen. Ihr Mann nickt zustimmend und ergänzt: „Im Großen und Ganzen machen wir das meiste zusammen. Im Ruderklub sagt man immer scherzhaft, dass sie mein zweites Gehirn ist. Im Grunde genommen ist sie mein erstes Gehirn“, sagt er gut gelaunt. Walter Christensen, ist seit 1989 Vorsitzender des „Deutschen Rudervereins Norderharde“.

Walter Christensen kehrte 1976 mit seiner Frau und den beiden Töchtern Swenja und Verena zurück nach Nordalsen, oder die Norderharde, wie der Landstrich auch heißt. Die Töchter haben längst ihre eigenen Familien gegründet und die Christensens haben sechs Enkelkinder. Die Eheleute freuen sich sehr auf die Geburt ihres ersten Urenkels im August.

Anna und Walter Christensen sind ein eingespieltes Team. Kennengelernt haben sich die Eheleute in Tingleff (Tinglev). Der berühmte Funke sprang über beim Besuch im Theaterhotel in Apenrade (Aabenraa). Walter Christensen legte der frierenden Anna fürsorglich seine Jacke um die Schultern. Seitdem gehen die beiden gemeinsam durchs Leben.

Foto: Karin Riggelsen

Dort leben, wo andere Urlaub machen

„Wir haben Bekannte, die sagen, dass sie nach Sonderburg (Sønderborg, red. Anm.) ziehen, um dort zu wohnen, wenn sie in Rente gehen. Wir sehen unseren Wohnraum nicht als in einer Randlage liegend“, erklärt Walter Christensen. Er fügt hinzu: „Es gibt Leute, die fahren 1.000 Kilometer, um hier 14 Tage Urlaub zu machen. Und wir wohnen hier.“

Wir sehen unseren Wohnraum nicht als in einer Randlage liegend. Es gibt Leute, die fahren 1.000 Kilometer, um hier 14 Tage Urlaub zu machen. Und wir wohnen hier.

Walter Christensen ist stolz auf seine Heimat.

In die Minderheit hineingeboren

Walter Christensen ist in die deutsche Minderheit hineingeboren worden. Er ist das Mittelkind von Elfriede und Walter Christensen senior. Sein Großvater Frederik Christensen war bereits eine tragende Säule der Minderheit. Er leitete unter anderem die Volkshochschule in Norburg, war Schulrat des Deutschen Schul- und Sprachvereins für Nordschleswig und Gründer der Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft für Nordschleswig (HAG) sowie Gründungsmitglied und Vorsitzender des Verbandes Deutscher Büchereien Nordschleswig.

„Also meine Großeltern sind ja auch Minderheit gewesen mit großem M. Und das waren meine Eltern auch“, bringt Walter Christensen es auf den Punkt. Er und seine Frau haben diese Tradition fortgesetzt und sie fühlen sich geborgen in der Gemeinschaft ohne großes Wenn und Aber. Walter Christensen beanstandet einzig die Transparenz im Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN). Er stört sich daran, dass in den vergangenen Jahren einige markante Personen, die in leitenden Stellungen innerhalb der Volksgruppe arbeiteten, entlassen wurden, ohne jegliche Andeutung von Begründung vor der Öffentlichkeit. Die komplett fehlende Durchsichtigkeit sei für ihn nicht nachvollziehbar, sagt Christensen.

Walter senior entschloss sich für eine Laufbahn in der Landwirtschaft

Sein Vater entschied sich für eine Laufbahn in der Landwirtschaft. Mit seinen Brüdern Frederik und Uwe wuchs Walter Christensen junior auf dem Betrieb an der Vesterkobbel auf. „Von hier aus sind es etwa 400 Meter“, sagt Christensen. Die Landstelle stammt aus der Zeit, wo der große Augustenhof, ausgestückt wurde. Das war vor rund 250 Jahren, erzählt der 75-Jährige. Die kleine Landstelle, zu der ehemals acht Hektar Land gehörten, kauften seine Eltern 1947. Mit Fleiß und Zielstrebigkeit konnte der Vater im Laufe der Jahre seinen Besitz auf stattliche 35 Hektar vergrößern.

Vater beeinflusste Juniors beruflichen Werdegang

Walter Christensens Brüder waren nicht daran interessiert, in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten. Der junge Walter schlug nach dem Schulgang in den deutschen Einrichtungen in Norburg und Sonderburg den landwirtschaftlichen Weg ein. „Ich habe zunächst als Knecht gearbeitet. So hieß das damals in Dänemark. Das war in Holmskov“, beschreibt er seinen Einstieg in die Landwirt-Ausbildung. Später kam Christensen nach Deutschland, wo er auf jeweils zwei Betrieben bei Rendsburg und Flensburg arbeitete. „Damals hätte ich Landwirt werden sollen, wäre es nach meinem Vater gegangen. Aber irgendwann mal habe ich das gemacht, wo ich am meisten Lust zu habe“, verrät der Senior.

Kavalier hinterließ bleibenden Eindruck

Das Ehepaar lernte sich 1967 kennen. Das war an der deutschen Nachschule in Tingleff, wo der damalige Volkshochschulverein Nordschleswig Lehrgänge durchführte. Hauswirtschaftsschulung für junge Frauen und Landwirtschaftskurse für Männer. Die 15-jährige Anna war in der Hauswirtschaftsklasse und der knapp 20-jährige Walter absolvierte den Landwirtschaftslehrgang. Die beiden wurden im November 1967 ein Paar nach einem Besuch im damaligen Theaterhotel an der Westerstraße in Apenrade.

Die Schule organisierte eine Busfahrt für ihre Kursteilnehmer zum Theaterhotel, wo die Operette „Der Bettelstudent“ aufgeführt wurde. Nach der Aufführung, warteten die jungen Leute vor dem Gebäude auf den Bus, der sie zurückfahren sollte. In der kühlen Novemberwitterung wurde der jungen Anna kalt in ihrem dünnen Kleid. Sie hatte ihren Mantel im Bus liegen gelassen. Walter zögerte nicht lange. Aufmerksam zog er seine Jacke aus und legte sie der jungen Frau um die Schulter. „Und seitdem hänge ich an dieser Jacke und wir sind ein Paar“, schmunzelt Anna Christensen. Die Jacke habe sie zwar nicht mehr, aber ihr Brautkleid, in dem sie fünf Jahre später in Süderlügum (Sønder Løgum) zum Traualtar schritt, hütet sie wie einen Schatz.

 „Als wir im Oktober 2022 unsere Goldhochzeit feierten, habe ich das Kleid zum Brauttanz getragen“, sagt Anna Christensen und schaut ihren Mann liebevoll an. Er erinnert sich nicht daran, ob ihm kalt war an jenem Novemberabend: „Dann beißt man eben die Zähne zusammen und friert mit Anstand.“

Das Hochzeitspaar Anna und Walter Christensen am 27.10.1972.

Foto: Privat

Militärdienst in der Wiedaustadt

Obwohl Walter Christensen nach dem Landwirtschaftslehrgang in Tingleff seinen Militärdienst in Tondern (Tønder) ableistete, verloren sich die jungen Menschen nicht aus den Augen. Anna Christensen kehrte im Frühjahr 1968 nach Schleswig-Holstein zurück. Anna ist im Friedrich-Wilhelm-Lübke-Koog südlich des Hindenburgdamms geboren worden und bei Süderlügum aufgewachsen. Ihre Familie fühlt sich nicht der dänischen Minderheit in Südschleswig zugehörig. In ihrem Elternhaus wurde aber ab und an Dänisch geredet, insbesondere wenn über etwas gesprochen wurde, was die Kinder nicht hören sollten. „Meine Großeltern konnten Dänisch. Und dabei habe ich dann etwas Dänisch gelernt“, verrät Anna Christensen. Sie ist „gelernter Bürokaufmann“. „So nannte man das damals. Ich habe die dreijährige Lehre in Niebüll (Nibøl, red. Anm.) gemacht und so lange bei der Firma gearbeitet, bis wir 1976 nach Augustenhof zogen“, erinnert sich Anna Christensen.   

Berufliche Neuorientierung mit Umschulungsprogramm

Nach dem Militärdienst folgte Walter Christensen seiner Anna in ihre Heimat. Er arbeitete in zwei verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben in der Flensburger Gegend. Dort fiel auch seine Entscheidung, sich beruflich umzuorientieren und die Ausbildung abzubrechen. Zeitgleich mit der Hochzeit begann er am 1. November 1972 eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker bei dem Opelhändler in Sande. Weil viele landwirtschaftliche Betriebe unwirtschaftlich geworden waren nach dem Beitritt in die Europäische Gemeinschaft (EG) gab es ein Programm für Umschulungen für junge Landwirte in Deutschland, erzählt Walter Christensen. Als dänischer Staatsbürger konnte er auch Umschulungshilfe beantragen und er hatte Anspruch auf finanzielle Unterstützung in den Lehrjahren.

Walter Christensen ist ein echter „Handy-Man“, der immer Projekte in seiner Werkstatt am Laufen hat.

Foto: Karin Riggelsen

Aus dem Hobby wurde der Beruf

„Damals habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht“, sagt Christensen und lächelt. Die beiden Töchter des Ehepaares, Swenja (Jahrgang 1974) und Verena (Jahrgang 1976), wurden in Deutschland geboren. „Die Taufe von Verena fand zwei Wochen vor unserem Umzug nach Dänemark statt“, sagt Anna Christensen. Das Ehepaar wohnte zunächst in Stedesand. Als Swenja sich ankündigte, erfolgte der Umzug in die Ortschaft Wester Schnatebüll.

Haussprache Deutsch

Ihre Schwiegereltern machten ihr die Integration auf Nordalsen leicht, sagt Anna Christensen. In Walter Christensens Elternhaus war die Haussprache Deutsch. Nicht nur, weil Elfriede Christensen aus dem Rheinland stammte, sondern auch aufgrund der starken Verbundenheit mit der Minderheit. Anna Christensen und ihr Mann seien auch sehr schnell ein Teil der deutschen Gemeinschaft der Norderharde geworden. Sie wurden unter anderem aktiv im Kindergarten und der Schule ihrer Töchter in Lunden und dem Ruderverein Norderharde in Düwig (Dyvig).

Dem Vater unter die Arme gegriffen

Walter Christensen ließ sich mit seiner Frau und den beiden Töchtern auf dem Anwesen nieder, das noch immer der Lebensmittelpunkt des Ehepaares ist. Die ersten Jahre teilte sich Walter Christensen seine Arbeitszeit auf zwischen Landwirtschaft und seiner Tätigkeit als Mechaniker. Er half seinem Vater bei der Bestellung des Stammhofes und fing zeitgleich damit an, sich eine Karriere als selbstständiger Mechaniker aufzubauen. 

Weil viele landwirtschaftliche Betriebe unwirtschaftlich geworden waren, machte ich mein Hobby zum Beruf. 1972 begann ich eine Ausbildung zum KFZ-Mechaniker. Die ersten Jahre half ich noch meinem Vater bei der Bestellung des Stammhofes und gleichzeitig baute ich meine Karriere als selbstständiger Mechaniker auf. Die erste Werkstatt richtete ich in beengten Verhältnissen im Hühnerstall ein. 

Walter Christensen trat 2010 in den Vorruhestand.

Werkstatt im Hühnerstall

Seine erste Werkstatt richtete er in beengten Verhältnissen in einem ehemaligen Hühnerstall ein. Der Betrieb wurde nach und nach ausgebaut. Walter Christensens Eltern griffen anfangs der kleinen Familie finanziell unter die Arme. Brot, Milch und Eier sowie zwei Monate lang 500 Kronen Haushaltsgeld erleichterten dem Paar den Einstieg in die Selbstständigkeit.

„Wir hatten ein gutes Sicherheitsnetz. Der Hof war am Anfang unsere Dienstwohnung“, erzählt Walter Christensen. Das Ehepaar kaufte das Gehöft 1980 und er konnte nach einem umfassenden Umbau von Stall- und Scheunentrakt ein Jahr später seine neue Werkstatt eröffnen. „Augustenhof Auto og Maskinværksted“ heißt das Unternehmen, das inzwischen von Jan Georg Hoff geführt wird. Walter Christensens Geselle pachtete die Werkstatt, als Christensen 2010 in den Vorruhestand trat.

Den Namen der Firma hatte Christensen mit Bedacht gewählt, denn er sollte symbolisieren, dass er nicht nur Autos reparierte, sondern auch Traktorreifen flicken und einen Pflug ausbessern konnte. „Solche Aufgaben muss man auch lösen können, wenn man auf dem Land lebt. Ich habe dann auch eine Hebebühne gekauft und da drüben aufgestellt, da konnte man schon mal ein Auto hochheben“, erinnert sich der Augustenhofer. Er hatte das Glück, dass seine Frau sich um die Verwaltungsaufgaben kümmerte. Sie übernahm die Verantwortung für das Schreiben der Rechnungen und führte die Buchhaltung.

Die Autowerkstatt wurde am Anfang im ehemaligen Hühnerhaus eingerichtet. Im Vordergrund Tochter Verena.

Foto: Privat

Die ehemalige Scheune wurde zur Autowerkstatt umgebaut.

Foto: Privat

Während des Umbaus der Scheune zur Werkstatt stand die Hebebühne bei Wind und Wetter draußen.

Foto: Privat

Am Tag der Einweihung kamen viele Gäste und Kunden, die der Firma noch jahrelang treu geblieben sind.

Foto: Privat

Ferienhausvermietung mit langer Tradition

Das 60-jährige Jubiläum ihrer Firma „Ferienhausvermietung W. Christensen“ („AC Feriehuse Als“) feierten Anna und Walter Christensen im Juli 2022. Anna Christensen ist die Firmeninhaberin. Das kleine Unternehmen, das sich auf die Vermittlung und Vermietung von Ferienhäusern in der Norderharde spezialisierte, hatten ihre Schwiegereltern gegründet.

„Es war mein Vater, der die Idee hatte, ein Ferienhaus zu bauen, um es an Urlauber zu vermieten und dadurch die Möglichkeit zu nutzen, die minimalen Landwirtschaftseinnahmen aufzubessern“, erinnert sich Walter Christensen. Die ersten Feriengäste kamen im Sommer 1962. Das Haus hatte Walter Christensen senior aus dem Holz alter Telefonpfähle gebaut. Die Telefonleitungen seien, so Walter Christensen junior, in den 60er Jahren in die Erde verlegt worden. Walter Christensen senior entschloss sich dazu, eine Fuhre der abgebauten Pfähle zu bestellen und im Garten des Stammhofes abladen zu lassen. Der junge Walter und sein älterer Bruder Frederik packten mit an bei dem Bau des Balkenhauses.

Seine Eltern schalteten eine Anzeige in einer Zeitung in Deutschland – und die ersten Urlauber fanden den Weg nach Augustenhof. Vom Ferienhaus aus war der Blick allerdings nicht frei auf das Wasser, sondern auf die angrenzenden Wiesen, erinnert sich Walter Christensen.

Am 1. Juli 2010 war der Empfang zur Übergabe der Werkstatt an den Nachfolger. Annas Sommerhausvermietung geht unabhängig davon weiter.

Foto: Privat

Vermietungsgeschäft nahm Schwung auf

Als benachbarte Familien und Bekannte von der Initiative des fähigen Unternehmers hörten, wandten sie sich an ihn und seine Frau mit leer stehenden Immobilien, die vermietet werden konnten. Das Vermietungsgeschäft nahm Schwung auf und Elfriede Christensen machte einen Großteil der verwaltungstechnischen Aufgaben. Sie schrieb die Verträge auf der Schreibmaschine und verschickte die Dokumente per Post an die Kunden, die vorwiegend aus Deutschland kamen.

25 Mietobjekte in der Sommerhauskolonie in Købingsmark

So habe man im Laufe der vergangenen 61 Jahre ein Haus nach dem anderen dazubekommen. In der Saison 2023 verwaltet Anna Christensen 25 Ferienhäuser.

Anna Christensen übernahm das Vermittlungsbüro im Jahr 2000. Als ihre Schwiegermutter um die 80 Jahre alt war, hatte sie sich dazu entschlossen, kürzerzutreten. Elfriede Christensen verwitwete 1999. Der Ausbau der Digitalisierung schritt damals stetig voran und veränderte grundlegend die Art und Weise, wie die Seniorin ihre Firma betreiben konnte. Anna Christensen hatte immer gesagt, dass sie das Geschäft führen wollte, wenn die Schwiegereltern sich zurückziehen würden. Sie hatte auch einen guten Einblick in den Firmenalltag, denn sie hatte ihrer Schwiegermutter seit Anbeginn ihrer Zeit in Nordschleswig über die Schulter geschaut und anfallende Arbeit übernommen.

Der 75-jährige Christensen ist oft und gern mit seiner Kamera unterwegs. Er hat etliche der Fotos aufgenommen, die den Ferienhauskatalog schmücken.

Foto: Karin Riggelsen

Gäste, die bereits in der dritten Generation kommen

„Ich hatte immer gesagt, dass ich das Geschäft gerne weiterführen wollte, wenn sie nicht mehr können“, erinnert sich Anna Christensen. Walter und Anna Christensen sind mit vielen Gästen, die Ferienunterkünfte bei ihnen buchen, alt geworden. Die Christensens haben Gäste, die bereits in der dritten Generation nach Nordalsen kommen und daraus sind freundschaftliche Bande entstanden.

Die Urlauber wohnen vorwiegend in Deutschland, aber Dänen, Norweger und Niederländer haben auch das kleine Vermittlungsbüro für sich entdeckt. Anna und Walter Christensen besitzen zwei Häuser, die sie vermieten. Die restlichen 23 Objekte, die in der Saison 2023 zur Verfügung stehen, liegen genau wie Christensens Häuser in der Sommerhauskolonie in Købingsmark.

Von Ostern bis Ende Oktober ist für die Christensens Hochsaison. Deswegen machen sie Urlaub in der Nebensaison. Im Herbst geht es für zwei Wochen nach Kreta. Aber auch in Afrika, Dubai und auf den Kanarischen Inseln hat das Ehepaar neue Impulse bekommen.

Meinen Buchungsplan mache ich noch immer auf einem Papierbogen. Genau wie Schwiegervater es praktizierte. Das ist die Art und Weise, mit der ich den Überblick behalte.

Anna Christensen hält an der Methode ihres Schwiegervaters fest.

Buchungsplan nach Art des Firmengründers

Obwohl Anna Christensen ihre Arbeit am Computer erledigt und im November unter anderem die Schriftstücke für die Buchungen des kommenden Jahres online verschickt und die Gelder von den Buchungen verwaltet sowie Verträge mit den Hausbesitzern abrechnet, hält sie an einer Methode, die ihr Schwiegervater erarbeitete, fest: „Meinen Buchungsplan mache ich noch immer auf einem Papierbogen. Genau wie Schwiegervater es praktizierte. Das ist die Art und Weise, mit der ich den Überblick behalte“, lacht Anna Christensen.

Balkenhaus brannte ab

Das Balkenhaus auf dem Gelände des Stammhofes an der Vesterkobbel steht nicht mehr als Mietobjekt zur Verfügung. Das Haus fiel vor einigen Jahren einem Brand zum Opfer. Anna und Walter Christensen, in deren Besitz sich das Objekt befand, hatten es gerade für neue Gäste hergerichtet, als die Schreckensnachricht eintraf: „Eine Nachbarin kontaktierte uns, um zu erzählen, dass das Haus in Flammen stand“, sagt Walter Christensen. Da er und seine Brüder zu dem Zeitpunkt den elterlichen Hof verkauft hatten, entschied sich das Ehepaar gegen einen Wiederaufbau.

Buchungen im Internet sind bei der Firma der Christensens nach wie vor nicht möglich. Der persönliche Kontakt sei wichtig. „Das mag ja sein, dass ich ein bisschen altmodisch bin, aber wenn man erst mal mit den Leuten geschrieben oder gesprochen hat, dann hat man schon eine Verbindung aufgebaut“, sagt Anna Christensen. Ihr Mann ergänzt: „Wenn man einfach im Internet anonym bestellen kann, verpflichtet das nicht zu ordentlichem Benehmen und dazu das Ferienhaus ordentlich zu behandeln. Darum haben wir es auch so eingerichtet, dass die Leute zu uns kommen, um den Schlüssel abzuholen.“

Die Feriengäste holen den Schlüssel bei den Christensens zu Hause ab. Hier gibt es auch Tipps zu Unternehmungen während des Aufenthaltes.

Foto: Karin Riggelsen

Rasenmähen ist Walters Hobby

Während seine Frau die Buchungen per Telefon oder schriftlich entgegennimmt, ist Walter für anfallende Aufgaben in seinen Ferienhäusern und dem Wohnsitz am Augustenhofvej zuständig. Malen, Renovierungsprojekte und Rasenmähen: Walter Christensen ist der Mann für alle Fälle und er übernimmt auch Serviceaufgaben bei Sommerhausbesitzern. „Das Rasenmähen ist mein Hobby. Unkrautjäten ein notwendiges Übel. Ich lasse meiner Frau den Vortritt beim Unkrautzupfen in unseren Blumenbeeten“, lacht Walter Christensen. Für ihn „ist es keine Option, sich zurückzulehnen und darauf zu warten, dass die Rente ausgezahlt wird“. Seine Frau ergänzt: „Solange ich gesund bin, mache ich weiter.“

Foto: Karin Riggelsen

Das Beste aus beiden Welten

Anna Christensen möchte nicht zurück nach Deutschland. Sie fühlt sich als Nordschleswigerin, was für sie bedeutet, dass sie in beiden Kulturen lebt und sich das Beste aus beiden Welten „zusammensucht“. Ehemann Walter ergänzt: „Wir haben uns voll integriert in der umliegenden Gesellschaft. Obwohl die Nachbarn hier im ländlichen Raum 200, 300 oder 400 Meter entfernt wohnen, treffen wir uns zu runden Geburtstagen und bei Familienfesten. Wir sind ein Teil der Minderheit, aber deswegen muss man nicht isoliert sein. Sich abgrenzen, das taugt nichts.“

Wir sind ein Teil der Minderheit, aber deswegen muss man nicht isoliert sein. Sich abgrenzen, das taugt nichts.

Walter Christensen, Vorsitzender Deutscher Ruderverein Norderharde.

Goldene Hochzeit am 27.10.2022.

Foto: Privat

Goldene Hochzeit mit 80 Gästen

Die Nachbarn und Freunde kamen zum Binden der Blumengirlande am Vorabend des Goldjubiläums am 27. Oktober 2022. Am Tag des Festes ließen sich die Christensens von etwa 80 Gästen im Versammlungshaus in Eken (Egen) feiern. „Das war ein wunderbarer Tag“, erinnert sich Anna Christensen und denkt auch voller Dankbarkeit zurück an das morgendliche Ständchen, mit dem Nachbarn, Freunde und Familie sie und ihren Ehemann überraschten.

Seit 1989 an der Spitze des Rudervereins

„Meine Frau und ich rudern nicht um jeden Preis. Wir rudern, weil wir Spaß wollen und uns bewegen möchten. Wenn das Wetter schlecht ist, können wir auch gerne gleich zum Kaffee übergehen“, räumt Walter Christensen ein.

1964, als der Ruderverein aus der Taufe gehoben wurde, gehörte der junge Walter zu den Gründungsmitgliedern. Der Verein zählt im Augenblick um die 40 Mitglieder. Die Rudersportler haben eine Zusammenarbeit mit dem „Kindercampus Lunden“. Jugendliche, die die Schule des Deutschen Schul- und Sprachvereins für Nordschleswig (DSSV) besuchen, haben die Möglichkeit, aktiv zu werden im Ruderverein. Walter Christensen, der seit 1989 an der Spitze des Vereins steht, bietet im Laufe der Saison viele Aktivitäten für Klubmitglieder oder Ruderer der Vereine in Nordschleswig, die alle unter dem Dach des Nordschleswigschen Ruderverbandes (NRV) vereint sind. 

Meine Frau und ich rudern nicht um jeden Preis. Wir rudern, weil wir Spaß wollen und uns bewegen möchten. Wenn das Wetter schlecht ist, können wir auch gerne gleich zum Kaffee gehen.

Für das Ehepaar Christensen steht der Mittwoch im Zeichen des Rudersports.

Für das Ehepaar Christensen steht der Mittwoch im Zeichen des Rudersports. Frühmorgens treffen sie sich mit Gleichgesinnten am Klubhaus, um in die Boote zu steigen. Gegen Abend geht es wieder in Richtung Düwig (Dyvig), um sich erneut in die Riemen zu legen.

Handwerker-Trio bringt Vereinshaus auf Vordermann

Seinen jetzigen Standort am Hesnæsvej bekam der Ruderverein 1977. Davor lag das Klubhaus „hinten an der Bucht bei Düwig. Damals war das nur ein Schuppen“, erinnert sich Walter Christensen. Als die Bucht bei Düwig neu gestaltet wurde, mietete der Ruderverein ein kommunales Grundstück, auf dem das Haus gebaut wurde. Das Klubhaus ist mehrfach renoviert worden und dabei haben unter anderem Walter Christensen und zwei „Handwerker-Kollegen“ eine große Rolle gespielt. „Wir sind drei Handwerker, ein Zimmermann, ein Karosseriebauer und ich, die ganz viel selbst gemacht haben“, freut sich Christensen über engagierte Klubmitglieder. Im Laufe der Jahre sind unter anderem eine neue Küche, ein Multiraum und Schlafkabinen geschaffen worden.

Deutscher Ruderverein Norderharde.

Foto: Karin Riggelsen

„Nein, ich bin nicht Kunsthandwerkerin!“

„Nein, ich bin nicht Kunsthandwerkerin, aber ich habe einen Mann, der Kunsthandwerker ist!“, schildert Anna Christensen, wie es dazu kam, dass sie nach zehn Jahren als Helferin im deutschen Kindergarten in Lunden Anfang der 1990er-Jahre Ladenbesitzerin wurde. In dem Geschäft in Norburg wurde neben Sachen, die Walter Christensen in seiner Werkstatt geschaffen hatte, Kunsthandwerkliches von Freunden und Bekannten verkauft. Walter hatte das Schweißen gelernt, als er in der Landwirtschaft arbeitete. Kerzenhalter und Rosengitter sind einige der Dinge, die aus Walters Werkstatt kommen. Des Weiteren hat er etliche Balkongitter und Treppengeländer geschweißt. „Als ich in der Werkstatt aufhörte, hatte ich einige Sachen mitgenommen in meinen Hobbyraum“, sagt Walter, der auch erwähnt, dass der Wechsel vom aktiven Arbeitsleben in die Frührente gewöhnungsbedürftig gewesen sei. Vor allem habe ihm der soziale Kontakt zu den Kunden gefehlt. „Aber das haben wir auch hinbekommen“, stellt Anna Christensen fest.

Die Feriengäste können eine mobile Fass-Sauna mieten.

Foto: Karin Riggelsen

Existenzgründer setzt kreative Ideen um

Walter Christensens Vater war dafür bekannt, mit innovativen Ideen, wie beispielsweise der Vermietung des selbst gebauten Ferienhauses, seiner Zeit voraus zu sein. Walter junior hat im Laufe der Jahre ebenfalls einfallsreiche und verschiedenartige Projekte umgesetzt. In seiner Zeit als Werkstattbesitzer baute Walter Christensen Bootsanhänger, die er den individuellen Wünschen der Kunden anpasste. „Die Bootswagen habe ich hier in der Werkstatt gemacht. Die benutzt man, um Boote aus dem Wasser zu ziehen. Liegen Bestellungen vor, fertigt mein Nachfolger die Wagen nach wie vor an“, so Christensen.

Er verkaufte die Bootswagen an Rudervereine im In- und Ausland. So wurden unter anderem einige Wagen nach Berlin geliefert, wo ein ehemaliges Mitglied des Rudervereins der Norderharde Anhänger für den Verein, in dem er den Vorsitz hatte, bestellte. Christensen baute die Bootswagen parallel zur alltäglichen Arbeit in der Werkstatt. Er baute auch Schwimmbrücken für die deutschen Rudervereine in Hadersleben (Haderslev), Apenrade, Gravenstein (Gråsten) und Hoyer (Højer). Hier kam ihm sein handwerkliches Geschick zugute.

Walter Christensen ist kreativ. Er hat zum Beispiel einen speziellen Bootswagen gebaut.

Foto: Karin Riggelsen

Seine erste Sonderanfertigung baute er für die Ruderfreunde in Hadersleben. Für eine Ruderkameradin in Apenrade, die ein etwas breites Einer-Ruderboot hatte, entwickelte er einen ganz speziellen Bootswagen, welcher es der Apenraderin erleichterte, ihr Boot von einer Brücke ins Wasser zu lassen. Obwohl Christensen eine Patentanmeldung angedacht hatte und einige weitere Modelle baute, habe er davon abgelassen. So ein Patent könne, wie Christensen sagt, ganz schön teuer werden, weil es immer wieder erneut werden muss. Stattdessen erhielt er einen Musterschutz, den er nach einigen Jahren aufgab. Er baute auch einen mobilen Bootswagen, der sich zusammenklappen ließ und sich für Ruderer, die Wanderfahrten unternehmen, eignete, erzählt der unternehmungsfreudige Christensen.

Das Interview mit Walter Christensen wurde im Juni 2023 geführt.

Walter Christensen: Lebensstationen

Walter Christensen erblickte am 25. Februar 1948 das Licht der Welt. Er besuchte die ehemalige deutsche Schule in Norburg bis zur Klasse 7 und danach die achte Klasse in der Deutschen Schule Sonderburg. Walter Christensen hatte einen Minijob in einer Werkstatt in Norburg, bevor er auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in Holmskov eingestellt wurde. Seine landwirtschaftliche Laufbahn setzte er in Rendsburg und Flensburg fort. Auf der damaligen deutschen Volkshochschule in Tingleff belegte er ab 1. November 1967 einen fünfmonatigen Landwirtschaftskurs. Die Umschulung in den Beruf als Kfz-Mechaniker erfolgte 1972. Weniger Tage zuvor, am 27. Oktober 1972, hatte Walter Christensen seine Anna geheiratet. Die beiden Töchter des Paares erblickten 1974 und 1976 das Licht der Welt. Das Ehepaar zog 1976 von Schleswig-Holstein in Walter Christensens Heimatort. In Augustenhof schuf Christensen seine eigene Werkstatt. Der handwerklich versierte Nordschleswiger hat unter anderem Bootswagen und Schwimmbrücken gebaut. Der Rudersport liegt ihm am Herzen. Walter Christensen steht seit 1989 dem Ruderverein der Norderharde vor. Die deutsche Gemeinschaft unterstützten er und seine Frau auch als Mitglieder des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN) in Sonderburg, der Nordschleswigschen Gemeinde (NG), des Sozialdienstes Nordschleswig und durch Vorstandsarbeit in den deutschen Einrichtungen in Lunden (Kindercampus Deutsche Schule Lunden und Deutscher Kindergarten Lunden). Die Christensens gehörten ehemals in Lunden einer Laienspielgruppe, die von der damaligen Lehrerin Frauke Candussi geleitet wurde, an.

Er hat keine Haustiere, denn mit seiner Anna möchte er ungebunden sein und verreisen, wann es ihre Zeit zulässt. 

Anna Christensen (Jahrgang 1952) führt die Ferienhausvermietung, die einst von ihren Schwiegereltern gegründet wurde, weiter. Walter Christensen steht ihr dabei tatkräftig zur Seite. Bevor sie im Jahr 2000 das Vermittlungsbüro übernahm, war Anna Christensen von 1984 bis 1994 Helferin im deutschen Kindergarten in Lunden. Anschließend folgten einige Jahre als Inhaberin eines Kunsthandwerkladens in Norburg. Diese Initiative kam nicht von ungefähr, denn Walter Christensen „produzierte“ so viel Kunsthandwerk, dass seine Frau die Idee hatte, mit seinen Produkten und Kunsthandwerk von Freunden und Bekannten einen kleinen Laden zu betreiben.

Die beiden Töchter leben in Norburg und Holm.

Text
Karin Friedrichsen
Fotos
Karin Riggelsen
Privat
Idee & Entwicklung
Harro Hallmann
Sally Flindt-Hansen
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