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Inge Kley

Die Stammmutter der Familie Kley: Seit über neun Jahrzehnten ein Teil der Minderheit

Inge Kley ist in die deutsche Minderheit hineingeboren worden. Ehrenämter zu führen, überließ sie ihrem Ehemann. Der Örstedterin war es wichtiger, an der Basis gegenwärtig zu sein. In jüngeren Jahren auf die Bedürfnisse ihrer Kinder einzugehen und sich fürsorglich um die Enkel zu kümmern.

Örstedt/Ørsted Das Porträt mit Inge Kley machen wir an einem sonnigen Frühlingstag in 2023. Die Seniorin ist Mitte neunzig und lebt auf der Abnahme des geschichtsträchtigen Bauernhofs. Obwohl sie nicht mehr so leichtfüßig ist, steht sie freundlich winkend vor der Haustür. An ihrer Seite sitzt Schäferhündin Nischa. Im Wohnzimmer ist der Kaffeetisch gedeckt und selbst gebackene Kekse und Kuchen warten darauf, gekostet zu werden.

Inge Kley rechnet damit, dass der Hof, der seit 13 Generationen im Familienbesitz ist, auch in Zukunft in der Familie bleibt. Die ältere Dame hat elf Enkelkinder und sechs Urenkel.

Foto: Karin Riggelsen

„Fuglsang” ist seit vielen Generationen in Inge Kleys Familie

Der Hof hat eine lange und interessante Geschichte, die bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgt werden kann. Inge Kleys Sohn Hans-Iver Kley und seine Familie sind die 13. Generation auf dem Gehöft. Enkel Hans Fedder wird auf Sicht, wenn alles nach Plan läuft, das Anwesen übernehmen. „Das hoffe ich, dass der Hof in der Familie bleibt. Da rechnen wir auch alle mit, dass es so wird“, sagt Inge Kley und lächelt zuversichtlich.

„In meinem Elternhaus haben wir immer ,Synnejysk‘ (Dialekt, red. Anmerkung) gesprochen, obwohl meine Eltern ein Teil der deutschen Minderheit waren“, denkt Inge Kley zurück. Deswegen musste sie, als sie an die Minderheitenschule in Sommerstedt (Sommersted) kam, Deutsch lernen. Dass sie nicht in Sommerstedt eingeschult wurde, hing damit zusammen, dass sie den Schulweg mit dem Fahrrad hätte zurücklegen müssen.„Bei meiner Einschulung hätte ich nicht wo weit radeln können“, resümiert Inge Kley.

Dem Heimatort und der Minderheit über 90 Jahre die Treue gehalten

„Es gibt wohl nicht viele, die über 90 Jahre auf demselben Gebiet wohnen geblieben sind“, überlegt Inge Kley. Die Minderheitendeutsche ist zusammen mit ihrer vier Jahre jüngeren Schwester Anni auf „Fuglsang” aufgewachsen. Ihre Eltern, Mathilde und Iver Fuglsang-Damgaard, schickten sie Ende der 1930er-Jahre in die dänische Dorfschule. Nach der Einschulung in Örstedt kam sie in der Mittelstufe nach Sommerstedt.

Inge Kley hält drei Hühner und sie hat drei Katzen. Die Schäferhündin Nischa hält ihrer Herrin seit Jahren die Treue.

Foto: Karin Riggelsen

Minderheitenzugehörigkeit kein Grund für missbilligende Bemerkungen

Als die deutschen Schuleinrichtungen nach dem Zweiten Weltkrieg geschlossen wurden, kam ein weiterer Schulwechsel auf Inge Kley und ihre Schwester Anni zu. Sie setzten ihren Schulgang in Vamdrup fort. Inge Kley machte dort ihre Abschlussprüfung (Dänisch: Præliminæreksamen). Kley erinnert sich noch daran, dass der Schulleiter an ihrem ersten Schultag alle Kinder zusammenrief.

„Er erklärte unseren Mitschülerinnen uns Mitschülern, warum wir an die Schule gekommen waren. Er forderte alle dazu auf, uns positiv aufzunehmen“, sagt die Seniorin. Die Kinder waren alle der Aufforderung nachgekommen. Genauso wie es in Vamdrup der Fall war, hat Inge Kley niemals aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur deutschen Minderheit missbilligende Bemerkungen einstecken müssen.

Der Schulleiter erklärte unseren Mitschülerinnen und Mitschülern, warum wir an die Schule gekommen waren. Er forderte alle dazu auf, uns positiv aufzunehmen.

Inge Kley über den Neuanfang an einer dänischen Schule

Kaufmännische Ausbildung im Büro der Schlachterei Koopmann

Dem Schulabschluss in Vamdrup folgte eine kurze Auszeit im Elternhaus. Inge Kley träumte davon, Pflegefachperson zu werden. Ihre Eltern drängten aber darauf, sie in ihrer Nähe zu behalten. Bei einem Bildungsgang im Gesundheitswesen hätte die junge Frau Örstedt verlassen müssen. Ihr beruflicher Werdegang führte sie stattdessen nach Hadersleben (Haderslev), wo sie bei der damaligen Schlachterei Koopmann eine kaufmännische Ausbildung in der Verwaltung machte. „Danach arbeitete ich im Ingenieurbüro Abild am Jungfernstieg”, so die Rentnerin.

Die junge Inge Kley bildete sich zur Bürokauffrau aus.

Foto: Privat

„Flamingos” begeisterten beim Karnevalsfest

Anfang der 1950er-Jahre, als Inge Kley in Hadersleben arbeitete, folgte sie einer Einladung der deutschen Vereine zum Karnevalsfest im Haderslebener Bürgerverein. Die „Flamingos” sorgten für das musikalische Rahmenprogramm. Triomitglied Paul-Georg Kley gesellte sich während der Kaffeepause zu der jungen Frau aus Örstedt. Die beiden Minderheitendeutschen verliebten sich und 1958 läuteten die Hochzeitsglocken für das Paar in der Oxenwatter (Oksenvad) Kirche.

Bischoff stand der Hochzeit vor

Der bekannte Kopenhagener Bischof Hans Fuglsang-Damgaard (1890-1979) stand der Hochzeit vor. Der Bischof, der in Verbindung mit dem Zweiten Weltkrieg gegen die Verfolgung von Juden argumentierte und unter anderem zusammen mit Gleichgesinnten den Hirtenbrief verfasste, der die Judenverfolgung verurteilte und im Herbst 1943 dänemarkweit von der Kanzel verlesen wurde, war der Bruder von Inge Kleys Vater.

„Onkel Hans kam in meiner Kindheit und Jugend immer in den Sommerferien nach Hause. Er ist dann über die Felder gewandert”, schmunzelt Inge Kley. Sie habe damals nicht gewusst, welch bedeutende Rolle Hans Fuglsang-Damgaard spielte. Das sei ihr vor einigen Jahren so richtig vor Augen geführt worden, als der Haderslebener Historiker Jørn Buch bei ihr vorbeischaute. „Buch bereitete damals einen Vortrag über meinen Onkel vor. Er kam zu mir, weil er mehr über ihn erfahren wollte“, so Inge Kley, die bei dem Buch-Vortrag in Rödding (Rødding) auf den Zuhörerplätzen saß.

1958 läuteten die Hochzeitsglocken für das Paar in der Oxenwatter Kirche.

Foto: Privat

Drei Generationen unter einem Dach

Paul-Georg Kley (1935-2004), der ursprünglich eine kaufmännische Ausbildung durchlief, sattelte beruflich um, um mit seiner Frau den Familienhof bewirtschaften zu können. „Bis zum Bau der Abnahme lebten wir mit meinen Eltern unter einem Dach“, erklärt Inge Kley. Sie kümmerte sich um die Hausarbeit, ihren Nachwuchs und als die Eltern in die Jahre kamen, auch um deren Pflege.

Marianne, Karin und Hans-Iver, die drei Kinder der Kleys, wurden 1959, 1962 und 1967 geboren. Für das minderheitendeutsche Ehepaar war es selbstverständlich, sie in die deutschen Einrichtungen zu geben. Nach der Schließung der Schule in Sommerstedt konnte in Mölby ein neuer Standort für Schule und Kindergarten geschaffen werden. Als die Schule Mitte der 1970er-Jahre geschlossen wurde, wurde die Deutsche Schule Hadersleben (DSH) die zentrale Einrichtung für Schülerinnen und Schüler aus dem westlichen Zubringergebiet.

Sohn Hans-Iver Kley und seine Familie sind die 13. Generation auf dem Gehöft.

Foto: Karin Riggelsen

Ehemalige Schule in Mölby: Dreh- und Angelpunkt

Für Inge Kley ist die ehemalige deutsche Schule in Mölby (Mølby) nach wie vor Dreh- und Angelpunkt ihres Lebens. Dort hatte sie seinerzeit ihrem Mann zur Seite gestanden, wenn er unter anderem als Bezirksvorsitzender des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN) die Gäste der Patenschaft in Bad Bramstedt und dem Kreis Segeberg zu Traditionsveranstaltungen willkommen hieß.

„Wir haben dann immer einige Paten gehabt, die bei uns übernachteten“, sagt Inge Kley ganz bescheiden. In der ehemaligen Schule ließ sie sich auch als Delegierte des Sozialdienstes Nordschleswig wählen. Dort nimmt sie noch regelmäßig an Zusammenkünften teil. Einmal monatlich ist das Treffen des Seniorenklubs angesagt. „Der Teilnehmerkreis wird leider immer kleiner. So ist das, wenn man älter wird. Dann sterben Freunde und Bekannte weg“, hat Inge Kley erfahren.

Inge Kley hört mit fortschreitendem Alter nicht mehr so gut und die Bewegungsfähigkeit ist etwas eingeschränkt, sie kocht aber ihr eigenes Essen: „Ich esse gerne Hähnchenfleisch. Nachtisch gibt es auch jeden Tag“, verrät sie.

Foto: Karin Riggelsen

Familie und Freunde halten Seniorin mobil

Ihr langjähriges ehrenamtliches Engagement im dänischen lokalhistorischen Verein für Oxenwatt und Örstedt übte sie bis vor Kurzem aus. Seitdem Inge Kley das Autofahren aufgegeben hat, ist sie nicht mehr so mobil. „Aber meine Kinder kaufen für mich ein und fahren mich unter anderem zu den deutschen Gottesdiensten“, sagt die dankbare Rentnerin. Eine Bekannte nimmt sie auch mit bei Veranstaltungen in Mölby und Hadersleben.

In Hadersleben ist sie Mitglied des geschichtsträchtigen Frauenvereins. Auf die Frage hin, ob sie einen Unterschied merke zwischen der deutschen Minderheit in der Domstadt und den Minderheitenmenschen im ländlichen Raum, sagt Inge Kley: „Ich glaube, in Mölby sind wir mehr Deutsch als die in Hadersleben.“

Die ehemalige Deutsche Schule in Mölby.

Foto: Bund Deutscher Nordschleswiger

Die ehemalige deutsche Schule in Mölby ist ein beliebtes Veranstaltungs- und Versammlungshaus der deutschen Minderheit in Nordschleswig. Der Festsaal kann gemietet werden und bietet Platz für 80 Personen. Außerdem gibt es zwei Besprechungszimmer für kleinere Gruppen. Der BDN Ortsverein Sommerstedt ist Ansprechpartner für Buchungen der Räumlichkeiten.

„Meine Kinder sind lieb“

Inge Kley macht keinen Hehl daraus, dass sie sich geborgen fühlt im Kreise ihrer Familie. „Meine Kinder sind immer lieb gewesen! Und das sind sie immer noch“, sagt die Seniorin, die auch enge Bande zu ihren Enkeln knüpfte. „Nach dem Tod meines Mannes habe ich meine Enkel auf Reisen mitgenommen“, erinnert sich Inge Kley. Die Kinder von Marianne, Karin und Hans-Iver wurden in kleinen Gruppen zusammengesetzt und erlebten mit der Großmutter nach und nach Reiseziele im In- und Ausland. Wenn Besuchstage für Großeltern, Konzerte und Theaterveranstaltungen in den Einrichtungen der Enkel auf dem Programm standen, war Inge Kley stets vor Ort. Inzwischen sind gemeinsame Urlaube mit Kindern und Schwiegerkindern ein Highlight für sie. „Ich war auch in Dubai“, lacht die alte Dame.

Engagement vorgelebt

Die Stammmutter der Familie Kley hat ihren Kindern und Enkeln nicht nur familiäre Geborgenheit vermittelt. Sie lebte ihnen auch das Engagement für die Minderheit vor. Nach über neun Jahrzehnten als Teil der deutschen Minderheit beobachtete sie einen Rückgang in deren Reihen. Sie schaut trotzdem positiv in die Zukunft und hofft, dass die Minderheit fortbesteht.

Seitdem die alte Dame das Autofahren aufgegeben hat, ist sie nicht mehr so mobil, aber ihre Kinder und Schwiegerkinder nehmen sie ab und zu mit auf Reisen. Die gemeinsamen Urlaube sind ein Highlight für Inge Kley, die Dubai besonders spannend fand. 

Foto: Karin Riggelsen

Das Interview mit Inge Kley wurde im März 2023 geführt.

Inge Helene Kley: Lebensstationen

Inge Helene Kley, gebürtige Fuglsang-Damgaard, erblickte am 30. Juli 1931 auf dem Hof „Fuglsang“ das Licht der Welt. Das geschichtsträchtige Anwesen liegt eingebettet zwischen Feldern am Ende eines 800 Meter langen Kiesweges. Sie und ihr 2004 verstorbener Ehemann betrieben das Gehöft in 12. Generation. Inge Kley bildete sich zur Bürokauffrau aus. Sie arbeitete in Hadersleben. Ihre Töchter wohnen in Köbenhoved (Københoved) und zwischen Quars (Kværs) und Seegaard (Søgaard). Ihr Sohn lebt auf dem Familienanwesen. Die Ländereien sind verpachtet. Nur die Koppel vor Inge Kleys Abnahme hat die Familie für ihre Pferde behalten. Die ältere Dame hat elf Enkelkinder und 2023 erwartete sie die Geburt des sechsten Urenkels. Zu ihren Hobbys zählt sie Lesen, Stricken und Sticken.

 

Text
Karin Friedrichsen
Fotos
Karin Riggelsen
Private Fotos
Idee & Entwicklung
Harro Hallmann
Sally Flindt-Hansen
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