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Harald Søndergaard

Der pensionierte Banker

hat mit Leidenschaft und Entschlossenheit einen inspirierenden Beitrag zur Gemeinschaft geleistet

Harald Søndergaard – der Lügumklosteraner, der Tingleff (Tinglev) zu seinem Lebensmittelpunkt gemacht hat – hat mit seiner Unterstützung die deutsche Minderheit geprägt. Zu seinen vielen Ämtern gehört unter anderem der Vorsitz des Wohnungsbauausschusses in der Regie des Bundes Deutscher Nordschleswiger. Søndergaard war über ein Vierteljahrhundert lang in der politischen Vertretung der deutschen Minderheit in der Kommunal- und Amtsratspolitik aktiv. Dabei übersah er, dass er sich in seiner Jugend vorgenommen hatte, nicht politisch aktiv zu werden. Dennoch stellte die Schleswigsche Partei mit ihm nach 1945 zum ersten Mal in einer nordschleswigschen Kommune den Bürgermeister.

Tingleff (Tinglev) Das Ehepaar Søndergaard wohnt im zentralen Teil der Kleinstadt Tingleff. Christa und Harald Søndergaard haben das Haus Ende der 1960er-Jahre gebaut. Das große Eigenheim am Straßenzug Gyden ist nach wie vor der Mittelpunkt des gemeinsamen Lebens. Hier haben sie nicht nur ihre beiden Kinder großgezogen, sondern auch die Freude erlebt, ihre Familie um fünf Enkelkinder und zwei Schwiegerkinder zu erweitern.

Die Kleinstadt Tingleff ist seit Ende der 1960er-Jahre der Lebensmittelpunkt für Harald Søndergaard und Ehefrau Christa.

Foto: Karin Riggelsen

Harald Søndergaard ist dankbar dafür, dass sein Eigenheim zu einem generations­übergreifenden Treffpunkt geworden ist. Doch mit dem Älterwerden haben er und seine Frau darüber nachgedacht, ihr Haus zu verkaufen und in ein kleineres Reihenhaus an der Einfallstraße zu ziehen. Als sie diese Überlegungen dem Familienrat präsentierten, stießen sie auf Widerstand. Die Kinder möchten vorerst ihr Elternhaus loslassen, und so wurde die Idee, sich räumlich zu verkleinern, zunächst auf Eis gelegt. Stattdessen bieten die jüngeren Familienmitglieder ihre Hilfe an und unterstützen bei praktischen Aufgaben im weitläufigen Garten. Das erzählt der 82-Jährige im Gespräch, als wir ihn im Sommer 2023 besuchen.

Alteingesessene Familie

Harald Søndergaard wurde in Lügumkloster (Løgumkloster) geboren. Seine Mutter Inge, die aus einem deutschen Elternhaus stammte und die Tochter des Tischlermeisters Johannes Gebhardt war, hatte sich auf ein Leben in Kopenhagen (København) eingestellt, als ihre Mutter verstarb. Inge Gebhardt arbeitete Ende der 1930er im norwegischen Konsulat in Kopenhagen. Als ihr Vater sie bat, nach Lügumkloster zurückzukehren, um ihm im Haushalt zu helfen, folgte sie seinem Ruf. In ihrer Heimat verliebte sie sich in Harald Søndergaards Vater: Christian Søndergaard stammte aus Arrild. Obwohl Christian Søndergaard aus einem dänischen Elternhaus kam, fand er schnell Gefallen an der deutschen Minderheit, erzählt Harald Søndergaard.

Geschäftstüchtige Lügumklosteraner

„Die Familie meiner Mutter stammte aus Kiel und war streng deutsch. Meine Eltern heirateten 1939 und danach trat mein Vater der Minderheit bei, weil er die deutsche Minderheit und die dahinterstehenden Menschen fantastisch fand“, so der 82-jährige Søndergaard. Für ihn und seine Schwester Ingrid, die 1944 geboren wurde und jetzt in Odense lebt, war der Marktplatz (Markedspladsen) in Lügumkloster der Dreh- und Angelpunkt ihrer Kindheit und Jugend. Während seine Mutter dort den Laden „Tatol“ führte, bewirtschaftete sein Vater, der in der Landwirtschaft ausgebildet war, einen kleinen Hof und fuhr mit seinem Pferdewagen durch das Dorf, um seine Kunden mit Milch zu beliefern.

Vom deutschen Kindergarten in das dänische Bildungssystem

Harald Søndergaard besuchte den deutschen Kindergarten, den „Tante Anneliese“ leitete.  Der kleine Harald, der am 2. März 1941 das Licht der Welt erblickte, wurde nicht in die deutsche Schule in Lügumkloster eingeschult. Das war wahrscheinlich auf das Wirken seiner Mutter als Ladenbesitzerin zurückzuführen, vermutet Søndergaard. In seinem Elternhaus wurde immer der Dialekt „Synnejysk“ gesprochen, und Harald hat diese Tradition in seiner eigenen Familie fortgesetzt.

Er besuchte die dänische Schule, wo er das Realexamen ablegte und dann an die Handelsschule in Tondern (Tønder) wechselte. Sein Faible für finanzielle und kaufmännische Angelegenheiten, das sich bereits im Geschäft seiner Mutter zeigte, bescherte ihm einen Ausbildungsplatz in der örtlichen Sparkasse, wo er nach vierjähriger Lehre ein weiteres Jahr als Bankkaufmann arbeitete. 

Die Familie meiner Mutter stammte aus Kiel und war streng deutsch. Meine Eltern heirateten 1939 und danach trat mein Vater der Minderheit bei, weil er die deutsche Minderheit und die dahinterstehenden Menschen fantastisch fand.

Harald Søndergaard erblickte 1941 das Licht der Welt.

Wehrdienst in Randers und Auslandserfahrung in Hamburg

Søndergaard absolvierte seinen Wehrdienst am damaligen Standort des „Jyske Ingeniørregiment“ in Randers. Während seiner 18-monatigen Dienstzeit war er für administrative Arbeiten zuständig. „Ich war im Büro und habe Löhne und Ähnliches geregelt. Soldat war ich nicht“, erinnert sich Søndergaard und lächelt. Ein Major bot ihm die Möglichkeit an, ihm ins Hauptquartier der Alliierten Landstreitkräfte Schleswig-Holsteins und Jütlands in Rendsburg zu folgen.

„Das Angebot bekam ich wahrscheinlich auch aufgrund meiner Deutsch-Dänischkenntnisse“, überlegt Søndergaard. Dennoch konnte der Lügumklosteraner die Einladung nicht annehmen, da er bereits einen Arbeitsvertrag mit der damaligen „Vereins- und Westbank“ in Hamburg unterzeichnet hatte. Harald Søndergaard arbeitete knapp zwei Jahre in der Hansestadt, wo er in der Abteilung für Auslandsabrechnungen tätig war und wertvolle Einblicke in internationale Bankgeschäfte gewinnen konnte.

 

Harald Søndergaard mit 24 als junger Soldat.

Foto: Privat 

Die Søndergaards lernten sich beim Handball kennen

Kurz bevor der junge Harald nach Hamburg ging, lernte er Christa kennen. Die zwei Jahre jüngere Frau stammt aus der Minderheitenfamilie Iwersen. Sie verbrachte ihre Kindheit und Jugend auf dem elterlichen Bauernhof in Frestrup bei Bülderup-Bau (Bylderup-Bov).

Christa Søndergaard arbeitete auf „Fauerby“, dem Hof der Familie Marquardsen in der Nähe von Lügumkloster.  Sie war genauso begeistert von Handball wie Harald, und die beiden trafen sich beim Handballtraining des „TSV Lügumkloster“. „Christa spielte ebenfalls. Die Damen hatten eine fantastische Mannschaft“, erinnert sich der 82-Jährige an seine Jugendjahre zurück. Sein Interesse für Handball wurde geweckt, als er sieben Jahre alt war. Inzwischen verfolgt er den Handballsport lieber vom Sessel vor dem Fernseher aus. „Ich war auf jeden Fall 40 Jahre aktiver Handballspieler. Aber jetzt geht es nicht mehr, mein linkes Bein macht nicht mit“, bedauert Harald Søndergaard, dessen soziales Netzwerk auch durch den Handballsport gestärkt wurde.

Christa und Harald Søndergaard sind ein eingespieltes Paar. Nach 54 Ehejahren sind die Tingleffer noch gerne füreinander da. Als ehemalige Handballspieler verfolgen die Senioren nun Handballspiele vor dem Fernseher.

Foto: Karin Riggelsen

Hochzeitsglocken läuteten nach der Heimkehr

Als Harald Søndergaard nach Hamburg ging, entschied sich Christa, ihm zu folgen. Während er bei der Bank arbeitete, kümmerte sie sich um den Haushalt und das Geschäft des Verlegers Thordsen: „Wir hatten jeweils unsere eigene Wohnung“, betont Søndergaard.  Das junge Paar war aber fest entschlossen, eine gemeinsame Zukunft aufzubauen, und so läuteten im Jahr 1969 die Hochzeitsglocken. Das Jawort gaben sich Christa und Harald Søndergaard in der Kirche von Bülderup-Bau.

Prägende Lebensereignisse Ende der 1960er-Jahre

Ende der 1960er- Jahre erlebte Harald Søndergaard nicht nur das Glück, seine Lebenspartnerin gefunden zu haben, sondern auch berufliche Veränderungen von großer Bedeutung. Mit dem wertvollen Erfahrungsschatz, den er in Hamburg gesammelt hatte, wurde er nach seiner Rückkehr nach Nordschleswig zum Abteilungsleiter der damaligen Sparkasse für Alsen und Sundewitt (Als og Sundeved) in Sonderburg (Sønderborg) ernannt. „Dort habe ich ein halbes Jahr gearbeitet. Dann wurde ich gebeten, die Leitung der Raiffeisenkasse in Tingleff zu übernehmen“, sagt Harald Søndergaard. Diese Leitungsaufgabe wurde ihm von Entscheidungsträgern des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN) ans Herz gelegt. Die Bank, die auf Søndergaards Initiative hin später ihren Namen wechselte und unter „Andelskassen i Tinglev“ bekannt wurde, wandte sich ursprünglich an Mitglieder der deutschen Minderheit, öffnete sich unter seiner Leitung auch für Kunden der Mehrheitsbevölkerung.

Das Brautpaar Harald und Christa Søndergaard, 1966.

Foto: Privat

Als Banker ein offenes Ohr für Menschen in herausfordernden Lebenslagen haben

„Die Bank war zu Beginn nicht groß. Als ich 1969 anfing, arbeitete ich mit drei Personen. Als ich mich 2001 in den Ruhestand begab, waren es 13 Mitarbeiter“, sagt der ehemalige Bankdirektor. Im Laufe der Jahre schloss sich das Geldinstitut der „Danske Andelskassers Bank A/S“ an. Eine Zeit lang war Søndergaards Standort das größte Geldinstitut unter den insgesamt fünf Banken in Tingleff.

„Als Bankdirektor ist man auch eine Art Seelsorger“, sagt Harald Søndergaard und erinnert sich daran, wie wichtig es ihm in seiner Zeit als Banker war, für das Wohl und die Zufriedenheit seiner Kunden und Mitarbeiter zu sorgen. Dazu gehörte auch die Fähigkeit zur empathischen Kommunikation und zur Unterstützung in schwierigen Situationen. Er hat stets versucht, ein offenes Ohr zu haben und im angemessenen Rahmen bei persönlichen oder beruflichen Herausforderungen zu unterstützen.

Bei seinem Dienstantritt wohnten die frisch Vermählten noch in einer kleinen Wohnung in der Bank, aber bald begannen sie mit dem Bau ihres Eigenheimes am Gyden.

Als Bankdirektor ist man auch eine Art Seelsorger. Ich hatte stets versucht, für meine Kunden ein offenes Ohr zu haben und sie im angemessenen Rahmen bei persönlichen oder beruflichen Herausforderungen zu unterstützen.

Harald Søndergaard war Bankdirektor der Bank „Andelskassen i Tinglev“.

Seinem Grundsatz nicht treu geblieben

Harald Søndergaard ist seinem Grundsatz, nie politisch aktiv zu werden, nicht treu geblieben. Während seiner Ausbildungszeit in Lügumkloster hatte sein Bankdirektor Oscar Tästensen, der viele Jahre die Interessen der Schleswigschen Partei (SP) im Stadtrat der damaligen Kommune Lügumkloster vertrat, ihm vorgeschlagen, sich auch politisch zu engagieren. Dazumal hatte ihm der Gedanke nicht zugesagt: „Damals habe ich gesagt, dass ich niemals in die Politik gehen werde.“

Aber als er sich in Tingleff beruflich und privat etabliert hatte, änderte sich die Situation. Die Schleswigsche Partei hatte „vier tüchtige Landwirte“ im Stadtrat. Paul Koopmann forderte seinen Freund Søndergaard dazu auf, sich als SP-Kandidat zur Verfügung zu stellen. (Koopmann leitete unter anderem die Heimvolkshochschule und die Nachschule in Tingleff, red. Anmerkung). „Koopmann sagte, dass wir in der Partei nicht nur tüchtige Landwirte brauchen, sondern auch einen Kandidaten mit meinen Qualifikationen“, erinnert sich der Finanzmann daran, dass der Bankvorstand das politische Wirken befürwortete.

 

Harald Søndergaard war viele Jahre politisch aktiv und von 1975 bis 1993 im Stadtrat der Kommune Tingleff.

Foto: Karin Riggelsen

18 Jahre auf dem Posten des Vizebürgermeisters

Der ehemalige Bankdirektor schaffte auf Anhieb und mit Bravour den Sprung in den Stadtrat. Die Unterstützung der Wähler war gut, und er erhielt rund 1.200 Stimmen als Rückhalt. Während seiner 18 Jahre im Stadtrat der damaligen Kommune Tingleff war Søndergaard stellvertretender Bürgermeister: „Ich war von 1975 bis 1993 im Stadtrat und die ganze Zeit hatte ich das Amt des stellvertretenden Bürgermeisters inne.“ Søndergaard war Mitglied des Finanzausschusses und bezeichnet die Jahre als interessant und gut.

Søndergaard hat sich in verschiedenen Bereichen für die Minderheit engagiert und eine beeindruckende Anzahl an Ehrenämtern übernommen. In den meisten konnte er seine Expertise im Finanzbereich einbringen.

Foto: Karin Riggelsen

Der erste SP-Bürgermeister nach 1945

Am 2. Dezember 1980 schrieben Harald Søndergaard und die politische Vertretung der deutschen Minderheit Geschichte. Der Finanzmann und Politiker wurde, wenn auch per Losentscheid, der erste SP-Bürgermeister nach 1945.

Harald Søndergaard erzählt, wie es dazu kam: Der sozialdemokratische Bürgermeister Frits Nielsen musste aus gesundheitlichen Gründen kürzertreten. Es wäre naheliegend gewesen, dass Vizebürgermeister Søndergaard die Vertretung übernimmt. Doch die Mehrheit des Stadtrates war anderer Ansicht und initiierte eine Abstimmung. Ein Mitglied der Konservativen Volkspartei unterstützte seinen guten Bekannten Søndergaard, indem er sagte, dass er sich der Stimme enthalten wolle. Dadurch kam es zur Stimmengleichheit 8:8, erinnert sich Søndergaard, der gegen eine Kandidatin der Partei Venstre um den Bürgermeisterposten „kämpfte“. Um die Person zu finden, die das hohe Amt übernehmen sollte, wurde die Glücksgöttin Fortuna zurate gezogen. Harald Søndergaard machte das Rennen und hatte den Posten bis zum Frühjahr 1981 inne. „Frits Nielsen kehrte für kurze Zeit auf seinen Posten zurück. Leider ist er dann verstorben“, sagt Søndergaard. Nach dem Tod ihres Bürgermeisters bestanden die Sozialdemokraten auf Neuwahlen. Diesmal wurde Svend Tarp (Konservative Volkspartei) zum Bürgermeister gewählt.

Der Journalist fragte unter anderem, ob die deutsche Flagge am Tingleffer Rathaus gehisst werden würde. Ich antwortete, dass die Flagge wehen wird, wenn hoher Besuch aus Deutschland anreist, genauso wie wir beispielsweise die schwedische Flagge hissen, wenn wir Gäste aus Schweden bekommen.

Dass die Schleswigsche Partei den Bürgermeisterposten innehatte, sorgte für landesweite Schlagzeilen.

Die Frage nach der Beflaggung

Für Søndergaard endete eine aufregende Zeit. Dass die Schleswigsche Partei den Bürgermeisterposten innehatte, sorgte für landesweite Schlagzeilen. Die Boulevardzeitung „Ekstra Bladet“ schickte einen Journalisten nach Tingleff: „Ich wurde interviewt“, sagt Søndergaard. Der Journalist fragte unter anderem, ob die deutsche Flagge am Tingleffer Rathaus gehisst werden würde. „Ich antwortete, dass die Flagge wehen wird, wenn hoher Besuch aus Deutschland anreist, genauso wie wir beispielsweise die schwedische Flagge hissen, wenn wir Gäste aus Schweden bekommen“, erinnert sich Søndergaard. Offenbar hatte der Journalist Søndergaards Nebensätze überhört, denn am Tag nach seinem Besuch titelte die Zeitung, dass Tingleff ab sofort Schwarz-Rot-Gold flagge, erzählt Søndergaard schmunzelnd.

25-jähriges Dienstjubiläum. Von 1969 bis 2001 war Harald Søndergaard Direktor der „Andelskasse Tinglev“.

Foto: Privat

Bankdirektor und Bürgermeister in einer Person

Als Bankdirektor war Søndergaard dafür verantwortlich, die Abläufe und Prozesse in der Bank strukturiert zu organisieren. Diese Arbeitsmethode setzte er auch in seinem Bürgermeisteramt fort: „Ich ging jeden Morgen um 9 Uhr ins Rathaus, wo ich die Post sichtete und bis 11 Uhr arbeitete. Dann setzte ich meine Arbeit in der Bank fort.“

Ich ging jeden Morgen um 9 Uhr ins Rathaus, wo ich die Post sichtete und bis 11 Uhr arbeitete. Dann setzte ich meine Arbeit in der Bank fort.“

Harald Søndergaard war Bankdirektor und Bürgermeister in einer Person.

Keine goldene Amtskette

In seiner ruhigen Art fügt der 82-Jährige hinzu, dass seine Amtszeit ansonsten ohne große Vorkommnisse verlief. Eine goldene Amtskette trug er nie: „So etwas gab es nicht in Tingleff“, erklärt Søndergaard. Harald Søndergaard behielt seinen Posten als Vizebürgermeister. In seiner Zeit als Mitglied des Stadtrates gehörte auch der Bau des neuen Rathauses zu den Höhepunkten. Die verschiedenen Standorte des Stadtparlaments konnten bei der Inbetriebnahme 1977 unter einem Dach vereint werden.

Von der Kommunalpolitik in den Amtsrat

Anfang der 1990er-Jahre verabschiedete sich Søndergaard aus der Lokalpolitik. Er wurde dazu aufgefordert, sich im Amtsrat zu engagieren. „Eigentlich“, so Søndergaard, „war zunächst angedacht, dass ich sowohl für den Stadtrat als auch für den Amtsrat kandidieren sollte.“ Als Bankdirektor wären ihm zwei politische Ämter für die Schleswigsche Partei zu viel geworden.

Deswegen verließ Søndergaard die Kommunalpolitik und die SP nominierte ihn als ihren Spitzenkandidaten für einen Sitz im Amtsrat. SP-Amtsratsmitglied Hans Christian Jepsen war 1992 verstorben. Bei der Wahl 1993 erhielt die SP rund 5.000 Stimmen, sagt Harald Søndergaard. Anneliese Bucka, die damals in Jeising (Jejsing) lebte, hatte das Amt nach dem Tod von Jepsen bis zu den Neuwahlen innegehabt.

Während seiner kommunalpolitischen Ära war dem SP-Politiker außerdem die Ehre zuteil geworden, den damaligen Bundespräsidenten Walter Scheel (1919-2016) zu begrüßen, als dieser die Minderheit in Tingleff besuchte.

Foto: Privat

Neue politische Aufgaben

Für Søndergaard eröffnete sich eine neue politische Welt beim Eintritt in den Amtsrat, wo er acht Jahre die Interessen der deutschen Minderheit in Nordschleswig vertrat. Er war Mitglied des Finanzausschusses und auch im Interreg-Begleitausschuss (Interreg ist eine Gemeinschaftsinitiative des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, red. Anm.) sowie der Region Sønderjylland-Schleswig. „Ich war auch Mitglied im kommunalen Aufsichtsrat des Staatsamtes“, erinnert sich Søndergaard. Die acht Jahre im Amtsrat behielt er als positiv in Erinnerung, auch wenn schwierige Beschlüsse getroffen werden mussten. „Die Amtsratsmitglieder, mit denen ich zusammengearbeitet habe, waren fantastisch. Ich habe viele persönlich positive Erfahrungen durch die Politik gemacht.“

Oberärzte „zurechtbiegen“ und Alleingang bei der Autobahn

Dabei denkt Søndergaard unter anderem an die Strukturänderungen im Gesundheitswesen in Nordschleswig zurück, bei denen unter anderem das Krankenhaus in Hadersleben (Haderslev) 2014 geschlossen wurde. „Wir haben im Vorfeld der Strukturänderungen Studienfahrten nach England und in die Niederlande unternommen. Die Leute waren sehr erstaunt, wenn wir erzählten, dass wir für 250.000 Einwohner fünf Krankenhäuser hatten“, sagt Søndergaard. Er ist der Meinung, dass die Krankenhäuser in Sonderburg und Apenrade (Aabenraa) gegenwärtig gut funktionieren, ihm wurde nichts Gegenteiliges berichtet.

Während seiner Zeit als aktiver Amtsratspolitiker geriet er in die lokalen Schlagzeilen, als er sich zu einer Handvoll Oberärzte äußerte, die am Krankenhaus in Hadersleben tätig waren. Die Ärzte hatten die Freiheit, nach Dienstschluss über acht bis zehn Krankenbetten zu verfügen. Die jüngeren Kollegen der Oberärzte wollten nicht an diesem Privileg festhalten. Nach langen Diskussionen versuchte Søndergaard, die Dinge in den Griff zu bekommen und sagte auf einer Amtsratssitzung, „dass die Oberärzte zurechtgebogen werden müssten“.

Im Vorfeld des Baus des Autobahnteilstücks von Klipleff (Kliplev) nach Sonderburg stimmte Søndergaard nicht mit seiner Partei überein. Der Tingleffer hatte den Bedarf für die Autobahn gesehen: „Später haben Leute aus der Partei zu mir gesagt, dass es gut war, dass wir die Autobahn bekommen haben“, verrät der Senior.

 In seiner Zeit als Vizebürgermeister und Bürgermeister ist Søndergaard auch Standesbeamter gewesen. Seine Zweisprachigkeit kam ihm zugute, da viele Paare aus Deutschland in der damaligen Kommune heirateten.

Foto: Karin Riggelsen

Passion für Jagd und Skat

Mit dem damaligen Amtsbürgermeister Kresten Philipsen (1945-2011), Venstre, verband den Tingleffer neben der Politik auch das gemeinsame Interesse an Skat und der Jagd. „Wenn sich die Sitzungen im Amtsrat dem Ende näherten, scherzte Kresten oft, dass wir zum Abschluss kommen sollten, weil er jetzt Skat spielen wollte“, lacht Søndergaard. Nach den Sitzungen und einem gemeinsamen Essen setzten sich einige der skatbegeisterten Politiker zum Kartenspielen zusammen.

Die Leidenschaft für die Jagd entdeckte Søndergaard während seiner Zeit als Bankdirektor: „Ein Kunde hatte einige Enten auf dem Gepäckträger seines Fahrrads verstaut, als er an der Bank vorbeikam. Ich fragte, ob ich eine Ente kaufen könnte, durfte es aber nicht. Der Kunde schlug vor, dass ich ihn auf die Jagd begleiten sollte. Das tat ich dann, und so kam es, dass ich nachfolgend den Jagdschein machte“, erzählt der tatkräftige Senior mit einem Lachen.

Durch einen Bankkunden wurde Harald Søndergaard zur Jagd inspiriert. Das Bild zeigt Harald Søndergaard auf einer Jagdreise im Jahr 1990.

Foto: Privat

Ein Glas Wein mit Prinz Henrik

Während seiner politischen Ära im Amt hatte Søndergaard auch das Erlebnis, dass Prinz Henrik (1934-2018) ihn zu einem Glas Wein einlud. Wie es dazu kam, erzählt der 82-Jährige lachend: „Königin Margrethe und Prinz Henrik besuchten den Landesteil. Das Programm sah eine Führung in der Nachschule in Tingleff vor.“

Harald Søndergaard wurde die Ehre zuteil, den Prinzen durch die deutsche Einrichtung zu begleiten. „Der Prinz wandte sich plötzlich an mich und fragte, ob es unbedingt notwendig sei, an der Führung teilzunehmen. Er würde sich lieber zu einem Plausch mit mir zurückziehen“, sagt Søndergaard. Aus dem Plausch wurde ein anregendes Gespräch, denn der Prinz und der Finanzmann und Politiker teilten die Leidenschaft für die Jagd. „Wir haben über eine Jagd, die er tags zuvor auf Tåsinge unternommen hatte, gesprochen“, erinnert sich Søndergaard. Der Prinz war auch sehr angetan davon, dass der Bund Deutscher Nordschleswiger Wein aus seinem Weingut in Frankreich organisiert hatte: „Meinen Wein gibt es hier auch?!“, soll der Ehemann der Königin freudestrahlend festgestellt haben.

„Wir hatten ein nettes Gespräch, wirklich“, freut sich Søndergaard im Nachhinein über den überraschenden Verlauf des Besuchsprogramms.

Während seiner kommunalpolitischen Ära war dem SP-Politiker außerdem die Ehre zuteil geworden, den damaligen Bundespräsidenten Walter Scheel (1919-2016) zu begrüßen, als dieser die Minderheit in Tingleff besuchte.

Harald Søndergaard verließ auf eigenen Wunsch die Politik Ende 2001 und ging zeitgleich in den Ruhestand.

Foto: Karin Riggelsen

Auch ohne die Politik viel zu tun

Harald Søndergaard verließ auf eigenen Wunsch die Politik Ende 2001 und ging zeitgleich in den Ruhestand. Dennoch hilft er nach wie vor gerne, wenn seine Unterstützung bei der Minderheit gefragt ist. So gehörte er einer Arbeitsgruppe an, im Vorfeld der Gebietsreform, die zum Jahreswechsel 2006/2007 durchgeführt wurde. Die Minderheit hatte damals das Anliegen, den Landesteil in eine Großkommune einzubetten und in größeren Städten und Ortschaften eine Art Räte zu bilden.

„Davon war ich auch Befürworter“, sagt Søndergaard, der bedauert, dass der Plan nicht durchgesetzt werden konnte. Denn die Entwicklung im ländlichen Raum bereitet dem Senior Sorgen. Er beobachtet unter anderem rückläufige Einwohnerzahlen in Tingleff, und das Ladensterben macht auch nicht vor der Kleinstadt halt.

Der Finanzmann steht seit 1969 an der Spitze des WBA

Søndergaard hat sich auch in anderen Bereichen für die Minderheit engagiert und eine beeindruckende Anzahl an Ehrenämtern übernommen. In den meisten konnte er seine Expertise im Finanzbereich einbringen. Harald Søndergaard ist seit 1969 Vorsitzender des Wohnungsbauausschusses (WBA). Der Ausschuss ist, wie Søndergaard erklärt, dem Wohnungsbauförderungsfonds und dem Bund Deutscher Nordschleswiger angegliedert. Der Wohnungsbauförderungsfonds gewährt Darlehen für den Bau und den Erwerb von Eigenheimen und Eigentumswohnungen in Nordschleswig. Antragstellende müssen, so Søndergaard, zur Minderheit gehören und eine Mitgliedschaft beim BDN und bei der Minderheiten-Finanzierungseinrichtung Deutsche Selbsthilfe Nordschleswig (DSN) vorweisen können.

Die Vergabe eines Darlehens obliegt den Mitgliedern des WBA. Zu der Geschichte des Wohnungsbauförderungsfonds erzählt Søndergaard, dass der BDN 1969 anlässlich eines Jubiläums der Volksgruppe aus Deutschland 500.000 DM für Darlehen an junge Leute, die sich in Nordschleswig niederlassen wollten, zur Verfügung gestellt bekam. Seit der Gründung des Fonds ist Søndergaard Vorsitzender des Ausschusses. Im Laufe der Jahre wurden Darlehen unter anderem an Lehrer vergeben, die aus Deutschland kommen und sich im Landesteil niederlassen wollen, weil sie beim Deutschen Schul- und Sprachverein für Nordschleswig (DSSV) angestellt sind, sowie an junge Familien aus der Minderheit.

Laut Søndergaard haben diejenigen, die Darlehen erhalten haben, derzeit anderthalb Millionen Kronen ausgeliehen. „Das ist nicht viel, es ist zu wenig, denn wir könnten acht Millionen mehr verleihen als die anderthalb Millionen Kronen, die wir bereits zur Verfügung gestellt haben“, sagt der Finanzmann. Die geringe Anzahl der Antragsteller führt er darauf zurück, dass Kreditanstalten günstige Darlehen mit langen Laufzeiten und niedrigen Zinssätzen anbieten. Die Zinssätze liegen nun bei sieben bis acht Prozent, während der Wohnungsbauförderungsausschuss nur zwei Prozent verlangt. Alle Orts- und Bezirksvorsitzenden des BDN sind über die Möglichkeiten einer Darlehensvergabe informiert und informieren Interessierte über das Angebot. Wenn Anträge eingehen, treffen sich Søndergaard und seine beiden Ausschusskollegen, um über die Anträge abzustimmen. Die Geschäftsstelle des BDN setzt die Beschlüsse des WBA um.

Foto: Karin Riggelsen

Finanzierungseinrichtung der Minderheit

Obwohl man für ein Darlehen auch Mitglied der Selbsthilfe sein muss, ist die Deutsche Selbsthilfe „etwas ganz anderes“, erzählt Søndergaard, der von 1976 bis 2010 der eigenständigen Finanzierungseinrichtung vorstand. Die Satzungen der Organisation sehen vor, dass die Vorsitzenden altersbedingt ausscheiden müssen. „Mit Vollendung des 67. Lebensjahres ist man das letzte Mal wählbar“, so Søndergaard. Die Selbsthilfe existierte bereits vor dem Zweiten Weltkrieg. Während des Krieges war die Organisation inaktiv und nahm ihre Aktivitäten erst Mitte der 1940er-Jahre wieder auf. Das Kapital war nicht sehr groß und wurde nur durch Mitgliedsbeiträge aufgebaut. Damals ging es hauptsächlich darum, „dem kleinen Mann zu helfen“.

„Während meiner Zeit ging es um die Einrichtung von Wohnungen für den kleinen Mann und Ähnliches. Der Mitgliedsbeitrag betrug 25 Kronen pro Jahr. Ich versuchte, ihn auf 50 Kronen zu verdoppeln, aber das funktionierte nicht. Es stellte sich heraus, dass viele nur Mitglieder sind, um uns zu unterstützen. Viele sagten uns, dass sie austreten würden, wenn wir den Beitrag verdoppeln“, sagt der Mann, der 37 Jahre an der Spitze der Selbsthilfe stand. Als er die Altersgrenze erreichte, waren der Organisation 1.100 Mitglieder angeschlossen.

Leider sind die Mitgliederzahlen laut Søndergaard rückläufig. Auf der im Juni durchgeführten Jahresversammlung der Finanzierungseinrichtung wurde bekannt, dass der Deutschen Selbsthilfe 1.035 Mitglieder angehören. Daher ist es wichtig, den Menschen in Nordschleswig die Selbsthilfe näherzubringen und auch bei jungen Leuten der Minderheit präsent zu sein.

Harald Søndergaard hat ein großes Interesse an seiner nordschleswigschen Heimat in der Vergangenheit und der Gegenwart und ist Kassierer der Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft für Nordschleswig.

Foto: Karin Riggelsen

Förderungen der Kulturbeziehungen im Ausland

Die Sektion Nordschleswig des Vereins für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland (VDA) hat seit Langem mit dem Tingleffer einen erfahrenen Organisator für die Reisen, die der Verein seit vielen Jahren durchführt. „Ich bin vielleicht seit 15 Jahren beim VDA dabei. Es macht mir Spaß, die Vorbereitungen sind aber auch zeitaufwendig“, verrät Søndergaard, der tatkräftige Unterstützung von seiner Frau erhält.

Während in früheren Jahren hauptsächlich die osteuropäischen Minderheiten besucht wurden, reisten die Nordschleswiger in den vergangenen Jahren unter anderem in die Niederlande, nach Frankreich und Deutschland. „In diesem Jahr geht es im August nach Schweden“, so Reiseorganisator Søndergaard. Er bedauert, dass das Interesse an den Reisen stagniert. Es wurden 40 Plätze angeboten, aber wir haben noch einige freie Plätze, bilanziert Søndergaard Ende Juni.

Heimatkundliche Arbeitsgemeinschaft

Harald Søndergaard hat ein großes Interesse an seiner nordschleswigschen Heimat in der Vergangenheit und der Gegenwart. Deswegen ist ihm auch ein weiteres Ehrenamt, das er seit rund 25 Jahren innehat, besonders ans Herz gewachsen. Der Finanzexperte aus Tingleff ist der Kassierer der Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft für Nordschleswig (HAG). Søndergaard forscht zwar nicht in seiner Familiengeschichte oder der des deutsch-dänischen Grenzlandes, behält jedoch die Finanzen fest im Blick und nimmt regen Anteil am Vereinsleben.

Bauleiter im „Haus Quickborn“

Auch beim Sozialdienst Nordschleswig hat Søndergaard seine Kompetenzen als Mitglied des Vorstandes des „Hauses Quickborn“ eingebracht. Der Dachverband für soziale Arbeit in der deutschen Minderheit betreibt unter anderem die Begegnungsstätte „Haus Quickborn“ an der Flensburger Förde. Als dort vor einigen Jahren umfassenden Baumaßnahmen durchgeführt wurden, war er Vorsitzender des Bauausschusses.

Harald Søndergaard wohnt im alten Stadtteil unweit der Tingleffer Kirche.

Foto: Karin Riggelsen

In die Minderheit hineingewachsen

Søndergaard ist in die Minderheit hineingewachsen. Mit einer Mutter, die aus deutschem Haus stammte, und einem Vater, der die Volksgruppe angenommen und akzeptiert hatte, entwickelte er bereits in seiner Kindheit eine Beziehung zur deutschen Volksgruppe, obwohl er dänische Bildungseinrichtungen besuchte.

„Meine Freunde kamen alle aus Lügumkloster. Aus der Minderheit und aus der Mehrheitsbevölkerung. Als aktiver Handballspieler hatte ich viele Freunde im deutschen Sportverein“, sagt der 82-Jährige. Mit einer Frau, die ebenfalls Wurzeln in der Volksgruppe hat, war es für das Ehepaar selbstverständlich, sich in die Aktivitäten der Minderheit einzubinden. Sie haben ihre beiden Kinder mit dem Engagement für das Ehrenamt aufwachsen lassen.

Deutsche Minderheit – keine Selbstverständlichkeit

Auf die Frage nach seiner Einschätzung zur Zukunft der Minderheit antwortet Harald Søndergaard zögerlich: „Das ist eine gute Frage. Es ist schwierig, die Leute für Veranstaltungen zusammenzubringen. Meine Frau ist BDN-Theaterobfrau im Bezirk Tingleff. Die jungen Leute haben andere Interessen. Den Sportvereinen fehlen ebenfalls Mitglieder.“ Ob die derzeit nach Dänemark kommenden Zugezogenen zur Stärkung der Minderheit beitragen können, weiß der Tingleffer nicht. Er freut sich darüber, dass sich die Jugendpartei der Schleswigschen Partei, die Jungen Spitzen, aktiv in die Arbeit für die Partei einbindet.

Während seiner Epoche als Bankdirektor gab es auch Zugezogene aus Deutschland. Es kam nicht selten vor, dass sich die Menschen nach einer gewissen Zeit dazu entschlossen in ihre ursprüngliche Heimat zurückzugehen, weil sie in Nordschleswig nicht das gefunden hatten, wonach sie suchten. „Man hört, dass Zugezogene auch an die Minderheit ganz andere Forderungen stellen“, so der Ehrenamtler, der jedoch an die Fortexistenz der Minderheit glaubt.

Er begrüßt den positiven Aufschwung der Schülerzahlen der Einrichtungen des Deutschen Schul- und Sprachvereins für Nordschleswig. „Die Schulen sind sehr gefragt, nicht nur bei Angehörigen der Minderheit, sondern auch bei Zugezogenen. Für die Wirtschaft ist es von Bedeutung, dass die „sprachlichen Kenntnisse im Bereich Deutsch gestärkt werden“, betont Søndergaard.

Harald Søndergaard ist ein stolzer Großvater und nimmt regen Anteil am Leben seiner Enkel, die im Alter von 15 bis 23 Jahren sind. In jüngeren Jahren war es mehr seine Frau, die sich um die Kinder kümmerte, da Beruf, Politik und Ehrenamt sehr viel Zeit beanspruchten.

Foto: Karin Riggelsen

Das Interview mit Harald Søndergaard wurde im Juni 2023 geführt.

Harald Søndergaard:  Lebensstationen

Am 2. März 1941 wurde Harald Søndergaard in Lügumkloster geboren. Er besuchte zunächst den deutschen Kindergarten in seinem Heimatort. Anschließend absolvierte er seine schulische Laufbahn an der Realschule in Lügumkloster und erlangte sein Handelsexamen in Tondern.

Nach seiner Banklehre bei der „Løgumkloster Sparekasse“ und einem Jahr als Bankassistent zog Søndergaard nach Ableistung des Wehrdienstes nach Hamburg. Dort arbeitete er Ende der 1960er-Jahre zwei Jahre lang bei der „Vereins- und Westbank“. Er kehrte nach Nordschleswig zurück und wurde Abteilungsleiter einer Sparkasse in Sonderburg.

Von 1969 bis 2001 war er Direktor der Raiffeisenkasse in Tingleff, die darauf folgend zur „Andelskasse Tinglev“ wurde.

Harald Søndergaard vertrat die Schleswigsche Partei von 1975 bis 2001 zunächst im Tingleffer Kommunalrat und später im damaligen Amtsrat Nordschleswig. Als Mandatsträger für den Amtsrat war er Mitglied des BDN-Hauptvorstandes. Er war von 1984 bis 2010 SP-Vorstandsmitglied und Vorsitzender des SP-Finanz- und Wirtschaftsausschusses.

Seit 1969 ist Søndergaard Vorstandsmitglied im BDN-Wohnungsbauausschuss. Von 1976 bis 2010 war er Vorsitzender der Deutschen Selbsthilfe Nordschleswig. Er ist seit 1998 Kassierer der Heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft für Nordschleswig. Ab 2002 war er eine Reihe von Jahren Vorstandsmitglied des „Hauses Quickborn“. Die Begegnungsstätte ist ein Teil des Sozialdienstes Nordschleswig. Seit 1990 ist er Vorsitzender der Wohnungsbaugenossenschaft „Lejerbo Tinglev“ und seit 2006 engagiert er sich im Lions Club in Tingleff.

Harald und Christa Søndergaard schlossen 1969 den Bund fürs Leben. Christa Søndergaard war 35 Jahre im kaufmännischen Bereich einer Versicherungsgesellschaft tätig. Das Minderheitenehepaar hat zwei Kinder. Sohn Bernd wurde 1970 geboren, Tochter Karin erblickte 1973 das Licht der Welt. Bernd ist Hauptgeschäftsführer des Bundes Deutscher Nordschleswiger. Karin ist Personalchefin beim Tonderner Unternehmen „Hydro Precision Tubing“. Die Kinder wohnen mit ihren Ehepartnern in Tingleff und Klipleff. Harald Søndergaard hat fünf Enkelkinder.

Text
Karin Friedrichsen

Fotos
Karin Riggelsen

Idee & Entwicklung
Harro Hallmann
Sally Flindt-Hansen

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